Ein Großaufgebot der Polizei begleitete am Montag den 28. März den Spaziergang von der alten Pfarrkirche in Pankow zur Gethsemanekirche in der Stargarder Straße. War man eine Woche zuvor seitens der Staatsmacht zurückhaltend und wies nur einzelne Teilnehmer auf das Tragen der „Maske“ und das Einhalten der Abstände hin, ging die Polizei am letzten Montag deutlich rabiater gegen die Bürger vor.
Die Taktik ist bekannt. Die Uniformierten stellen sich in Gruppen zu sechs bis acht Personen auf. Auf Kommando gehen sie los und greifen sich einzelne Demonstranten oder Schaulustige heraus und führen sie aus dem Veranstaltungsbereich.
Flankiert von zwei Beamten mit zuweilen derbem Festhaltegriff am Oberarm werden die Betreffenden abgeführt. Bevorzugt werden Frauen und ältere Männer ins Visier genommen, so zumindest die Beobachtung. Ein Teilnehmer konnte ein Gespräch der Beamten mithören, wie sie sich gezielt auf einen Menschen „einschossen“ , weil dieser eine Fahne mit dem Freedom-Parade-Logo trug. O-Ton: „Los, den nehmen wir uns als nächstes!“
Es geht immer um den gleichen Vorwurf. Wer keine Maske hat, wird einer „polizeilichen Maßnahme“ zugeführt. Der Umgangston ist anmaßend und zynisch, wie Betroffene mitteilten. Gültige Maskenatteste werden nicht anerkannt, zuweilen beschlagnahmt. Den Beschuldigten droht ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung.
Am Rande der Veranstaltung, die auch vom Bezirksverband Pankow von dieBasis unterstützt wurde, hatten sich pseudolinke Hooligans aufgebaut, die lautstark versuchten, die angemeldete Kundgebung zu stören. Derlei kümmerte die Vertreter der Exekutive nicht. Wie diese offensichtlich schlecht informierten, zumeist jüngeren Leute auf den Gedanken kommen, sie hätten es mit einer rechtsextremen Demo zu tun, die bekämpft gehöre, bleibt im Dunkeln.
Die Umzäunung der Gethsemanekirche war mit Schildern bepflastert, auf denen regierungsapologetische Losungen zu lesen waren, deren Duktus darauf schließen lässt, dass hier professionelle PR-Agenturen Hand angelegt haben. Am Kirchenschiff prangte ein Banner: „22 ist nicht 89!“ Wie wahr! Damals ging es um die Umgestaltung der DDR in eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz. 1989 war die sozialistische Idee als solche noch lange nicht ad acta gelegt. Heute geht es um nichts weniger als die Menschenwürde, die Verteidigung der bürgerlichen Freiheiten und den Kampf für eine gerechtere Welt.
Wie in der Woche zuvor spielte die BasisBandBerlin auf. Die Polizei hatte keinerlei Skrupel, Mitglieder der Band während des Auftrittes, vom „Bühnenbereich“ weg sozusagen, zu verhaften. Wenn Künstler bei der Ausübung ihrer Kunst mit aller Härte „behandelt“ werden, hat das nichts mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu tun. Das ist staatliche Willkür, die uns an finsterste Zeiten erinnert.
Bleiben wir standhaft und vor allem – friedlich! Wir sind die rote Linie!
(Scotti)