Suche
Suche Menü

Und täglich grüßt das Murmeltier

…mag man meinen, wenn man zum wiederholten Mal auf der allwöchentlich stattfindenden Montagskundgebung „Wir sind viele!“ verweilt. Und doch ist eine Entwicklung erkennbar, denkt man an die ersten „wilden“ Montagspaziergange von 2021 zurück.

Inzwischen ist es möglich, mit der Polizei einen halbwegs normalen Umgang zu pflegen. Die Beamten verhalten sich reserviert freundlich. Drangsalierungen und Schikanen, das überkorrekte Einhalten der gesetzlichen Rahmenbedingungen, überzogene „Maßnahmen“ oder gar physische Gewalt sind seit dem Wegfall der unsinnigen Maskenpflicht bei Demonstrationen nicht mehr festzustellen. Freilich dringt die Macht in Tracht auf strikte Einhaltung der Bestimmungen sowie auf ein pünktliches Verlassen des Versammlungsortes bei Ende der Veranstaltung. Offenbar wird davon ausgegangen, dass ein weiteres Verharren am Ort eine unangemeldete Versammlung entstehen ließe, die dann als illegal eingestuft werden müsste, weil eben nicht angemeldet. Denn nach §13/2 VersG müssen sich Teilnehmer eigentlich nur dann unverzüglich vom Versammlungsort entfernen, wenn die Veranstaltung durch die Polizei aufgelöst wurde. Zu hinterfragen wäre, ob die Gegendemonstranten auf der anderen Straßenseite ebenfalls eine zeitliche Begrenzung ihrer Veranstaltung angegeben haben und ob deren Teilnehmer bei Ende ebenfalls vom Platz gewiesen würden.

Seit einiger Zeit hat sich die Struktur der Veranstaltung gefestigt. War bei den ersten Treffen der Ablauf eher dem Zufall überlassen, haben sich in den letzten drei bis vier Wochen wiedererkennbare Konturen etabliert. Entstanden ist ein Programm mit einem Wechsel von Reden, Interviews und musikalischen Beiträgen nach einem festen Ablaufplan. Christian, dieBasis Pankow, führt mit sicherer Hand und sympathischem Auftreten durch den Abend und bereitet die Teilnehmer darauf vor, was sie zu erwarten haben. Er unterhält sich mit den eingeladenen Gästen und nimmt immer wieder Bezug auf die an einer Leine aufgereihten Botschaften. Konnten wir in der Woche zuvor den großartigen Carsten Troyke begrüßen, der nicht nur mit seinen Liedern zu bezaubern wusste, sondern sich in seiner Rede mit den Slogans der „Gegenseite“ auseinandersetzte und zu erfrischend einfachen Antworten fand, waren gestern, am 30. Mai, gleich mehrere Persönlichkeiten zugegen, die bei aller Ernsthaftigkeit in der Sache für unterhaltsame zwei Stunden sorgten.

Björn Banane, erfolgreicher Entertainer und von den einschlägigen Wahrheitswächtern mit den üblichen Attributen versehen, heizte der Menge zum Halb-Playback mit seinem aktuellen Stück „Rote Linie“ ordentlich ein. Das neue Internet-Radio „Berliner Morgenröte“ stellte sich vor. Die BasisBand BBB, entstanden in unserem Bezirk, spielte live ihre Lieder. „Booster Booster“, „Lad sie alle zu Dir ein“ oder die deutsche Version von „Danser Encore“ haben in der Berliner Demokratiebewegung längst Kultstatus erlangt. Neuestes Werk im Repertoire eine aktuelle Version von „Give Peace a chance“ mit deutschsprachigen Strophen aus eigener Feder.

Gesprächsgast war der Journalist Tilo Gräser, der seit Jahren als kritische Instanz gilt. Er schreibt u.a. für Rubikon und war Redakteur der Jungen Welt, RT DE und RIA Novosti/Sputnik. Gräser präsentierte das seit Juni 2021 erscheinende Presseerzeugnis Die ViER., ein gedrucktes Magazin, dessen Redaktionsleiter er fortan ist. Das Journal erscheint alle zwei Monate mit Beiträgen zur Politik und zu gesellschaftlichen Problemen der Zeit.

zu Gast: Tilo Gräser

Die Montage sind auf Wochen von der Initiative „Wir sind Viele!“ als Veranstaltung angemeldet und wir dürfen gespannt sein, welche interessanten Gäste uns das Organisations-Team noch präsentieren wird.

(Scotti)

Fotos: ©scottiberlin