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Nachwahlbetrachtung

Keine Gruppe von Auserwählten, die von einer fremden Spezies mit auf ihren Planeten genommen werden und auf den Abflug des Raumschiffes warten. Es handelt sich hier um Wahlhelfer im Velodrom bei der Auszählung der Briefwahlstimmen für den Bezirk Pankow.

Wer schon mal im Velodrom gewesen ist, weiß, dass hier unter anderem auch das legendäre Berliner Sechstagerennen stattfindet – ein Radrennen mit Pfeifeinlagen. Die letzten zwei Jahre mit – na was schon – coronabedingter Zwangspause. An diesem Wahlsonntag hatten sich geschätzte 1200 ehrenamtliche Helfer eingefunden, um die Pankower Briefwahlstimmen auszuzählen. Wenn sich der Anteil der Briefwähler in Pankow ungefähr mit dem von Steglitz-Zehlendorf deckt, haben in unserem Bezirk etwa 80.000 Wähler von der Briefwahlmöglichkeit Gebrauch gemacht. Nur so kann sich die Menge an Wahlhelfern erklären, die für 200,- € Entschädigung bis in die Nacht Stimmzettel ausgezählt haben.

Unserem Bezirksverband ging es an diesem Tag darum, mögliche Schwachstellen für Pannen oder sogar Betrug bei der Wahl aufzudecken. Um es vorwegzunehmen: die Auszählung der Briefwahl bietet kaum Möglichkeiten zur Wahlmanipulation. Jeder der etwa 12o Tische war mit bis zu zehn Wahlhelfern besetzt, die je nach Veranlagung, ihren Job doch ziemlich ernst nahmen. Sehr gründlich und gewissenhaft wurden Unregelmäßigkeiten auf den ausgefüllten Wahlunterlagen geprüft und vom Team bewertet. Selten kamen überhaupt Zweifel auf, ob eine Stimme als ungültig einzustufen sei. Auch die legendäre Kugelschreiber-Falle, schnappte nicht zu. Während der Auszählung ist es nämlich verboten, Stifte auf dem Tisch liegen zu haben, mit deren Hilfe die Wahlscheine mit einem zusätzlichen Kreuz möglichweise ungültig gemacht werden könnten. An dem einen oder anderen Tisch wurde diese Regel nicht ganz so genau genommen und das Wahlbeobachtungsteam der basis-Pankow sah sich gezwungen, auf diesen Missstand hinzuweisen. Es folgte: ergebnisloses Palaver mit der Wahlleitung. Aber im Ernst, was hätten wohl die anderen neun Wahlhelfer zu dem einen mit dem Kugelschreiber gesagt, der in Ergänzung zu dem Kreuz für die Grünen noch eines für die CDU gemacht hätte? Richtig, das wollen wir hier nicht wiedergeben.

Wozu Wahlen manipulieren, wenn die Wähler schon manipuliert sind?

Wenn es bei der Briefwahl Möglichkeiten zur Manipulation gegeben hat, dann während des Transportes der Urnen vom Bezirksamt ins Velodrom oder bei der Abgabe der Briefwahlunterlagen im Bezirksamt. Technisch simpel und mit nötigen kriminellen Energie noch simpler.

Etwas anders die Lage beim morgendlichen Urnengang. Es stellte sich ein gewisses Unbehagen bezüglich der Korrektheit ein.

Ein dramatisierter Dialog

Erster Tisch Vorzeigen der Wahlbenachrichtigung
Wähler: „Möchten Sie meinen Ausweis sehen?“
Wahlhelfer: „Nein.“
Ein weiterer Wahlhelfer händigt die gefalteten Stimmzettel aus.
Wähler: „Möchten [wenigstens] Sie meinen Ausweis sehen?“
Wahlhelfer: „Nein. Sie können erst wählen gehen“
Wähler geht wählen und kommt mit seinen gefalteten Stimmzetteln aus der Kabine zum nächsten Tisch.
Wahlhelfer: „Jetzt können Sie mir Ihren Ausweis zeigen“
Wähler irritiert: „Ach jetzt erst. Haben Sie vielleicht einen Umschlag für die Zettel?“
Wahlhelfer: „Nein. Die können Sie so in die Urne werfen.“
Wähler geht nachdenklich ab und murmelt vor sich hin.
Wähler: „Ist das jetzt eine Sparmaßnahme von den Grünen? Aber Panzer liefern in die Ukraine und uns das Autofahren vermiesen, was für eine Welt?“

Die Hypothese steht im Raume, dass unsere Regierungsparteien und andere interessierte „Leistungsträger“ einer zukünftigen Neuen Weltordnung es gar nicht nötig haben, Wahlen zu manipulieren. Die Manipulation in den Köpfen ist doch perfekt gelungen. Die meisten Menschen lassen sich doch inzwischen jeden Scheiß einreden: aktuell, Waffenlieferungen an die Ukraine sichern den Frieden in Europa. Hmja, klingt komisch, ist aber so.

lars-ulrich schlotthaus