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Danser auf dem Helmi

Am 17. April jährte sich der erste Berliner Flashmob, den die damals gerade entstehende BasisBandBerlin, kurz BBB, auf dem Helmholtzplatz inszenierte. Die Band gründete sich aus einem Zusammenschluss von Musikern, denen aufgrund der überzogenen Pandemie-Maßnahmen der Merkel-Regierung von einem Tag auf den anderen die Existenzgrundlage entzogen war. „Danser Encore“, ein Lied des französischen Sängers und Dichters HK, das bereits in Frankreich von Menschen gesungen wurde, um ihrem Unmut und ihrer Frustration über die Drangsalierungen seitens der Regierigen Ausdruck zu verleihen, gab es inzwischen auch in einer deutschen Version. Ursprünglich war die Aktion auf dem Kollwitzplatz geplant. Allerdings musste wohl etwas davon an die Behörden durchgesickert sein, denn die Macht in Tracht erwartete die heranschlendernden Instrumentalisten bereits in doppelter Wannenstärke. Von Mund zu Mund unter Ausschluss jeglicher digitaler Kommunikation wurde blitzschnell auf den Helmi umgeswitcht, der darauf ein zehnminütiges Volksfest erleben durfte. Unvergessen das selige Lächeln auf den Gesichtern Unbeteiligter, die, völlig überrascht, sich dem Rhythmus und der gelösten Stimmung nicht entziehen konnten und einfach mittanzten, mitsangen, klatschten, festgehalten auf zahlreichen Videos, die auf den einschlägigen Portalen viral gingen.

Ein Jahr ist vergangen. Die Gesellschaft ist tiefer gespalten als je zuvor. Kritische Bürgerinnen und Bürger, die sich in Initiativen, Vereinigungen, nicht zuletzt in der Basisdemokratischen Partei Deutschland zusammenschlossen, wurden von Beginn an als Schwurbler, Coronaleugner, Covidioten, auf jeden Fall irgendwie rechts, wenn nicht gar antisemitisch diffamiert, ein Unsinn, den sich wohl nur Geheimdienste und die ihnen dienstbaren Propagandaagenturen ausdenken können.

Für die BasisBandBerlin war all das Anlass genug, am 27. April mit einem spontanen Platzkonzert an jenen denkwürdigen Augenblick zu erinnern, an dem wir für einige Minuten den Druck, die Sorgen, Nöte und Ängste, hervorgerufen durch die seit März 2020 oktroyierte „Notlage von nationaler Tragweite“, abschüttelten und uns ein Stück Freiheit zurück holten.

Inzwischen hat die Band um Lüül, Mouna Patni und Jens Fischer Rodrian ein beachtliches Programm entwickelt, das zu einem guten Teil aus der Feder der Protagonisten stammt. Etwa 30 Musiker hatten sich versammelt. Bläser, Schlagwerker, Akkordeonspieler, Bassisten, Gitarristen und sogar ein Chor für die Backings bilden einen für Straßenmusik gewaltigen Klangkörper, der flanierenden Mitmenschen sowie Anwohnern nicht unbemerkt bleibt. Eine Stunde beglückte uns das Ensemble mit seinem Programm, um hernach in einem nahegelegenen Kietzcafé zu einer zünftigen Aftershowparty aufzuspielen.


Einen Zwischenfall gab es. Ein paar Jugendliche, denen die Aufmüpfigkeit ihrer Elterngeneration offenbar nicht in den Kram passte, wollten provozieren. Ein junger Mann von 20 Jahren brüllte irgendetwas in eines der Mikrofone. Die Fastnochkinder erhoben darauf den absurden Vorwurf, man hätte ihnen ein Handy geklaut, das sich kurze Zeit später in einem Papierkorb wiederfand. Die Aggressivität der jungen Damen und Herren konnte zum Glück durch das besonnene Auftreten einiger Sympathisanten im Zaum gehalten werden. Ob bei den Radaubrüdern und -Schwestern auch Drogen im Spiel waren, ist zumindest anzunehmen. Die Kids waren äußerlich der Punkszene zuzurechnen, gepierct, grell geschminkt, „die Haare grün und Streichholzetiketten am Ohr“. Doch während diese Generation sich früher freute: „Hurra, die Schule brennt!“, trägt man heute Maske und gibt sich linientreu, verteufelt dissidente Ü50-Jährige als „Faschos“, Nazis, in jedem Fall verabscheuungswürdig. Ähnliches erleben wir montags bei den „Wir sind Viele“ Kundgebungen an der Gethsemanekirche.

Am Ende, die Musiker hatten ihre Instrumente und das Equipment längst eingepackt, gab sich die Staatsmacht die Ehre. Ein Streifenwagen rollte heran, dessen Insassen völlig entspannt die Lage erkundeten. „Besorgte“ Anwohner hätten sie gerufen, denn immerhin könnte es sich um eine unangemeldete politische Veranstaltung handeln. Unser Vorstandssprecher Dieter Bonitz konnte die Uniformierten beruhigen, alles wäre ganz spontan gewesen und friedlich verlaufen und die zusammengerollte Basisfahne hätte er nur zufällig dabei gehabt.

Seit etwa fünf Jahren ist Straßenmusik streng reglementiert. Durfte sich zuvor jeder Künstler unangemeldet der vorbeiziehenden Bevölkerung präsentieren, bedarf inzwischen selbst das Abstellen eines geöffneten Gitarrenkoffers auf dem Trottoir einer extra Genehmigung durch das Ordnungsamt. Dabei können die Regeln von Stadt zu Stadt, ja sogar von Bezirk zu Bezirk abweichen. Die vormundschaftliche Verordnungswut der Obrigkeit kennt heuer keine Grenzen. Straßenpapierkörbe werden inzwischen gar mit einem TÜV-Siegel gezeichnet, wie der Journalist Markus Langemann unlängst entdeckte.
Willkommen in der Vollkaskogesellschaft! Sicherheit geht über alles, nur haben wir es vor der Corona-Krise kaum bemerkt.

Wieder tanzen gehn! „Danser encore“ deutsch / Berlin 17.04.2021

(Scotti)

Fotos: ©scottiberlin