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Zwischen Hofbericht und Pressespiegel

Aktion zum Tag der offenen Tür

„Demokratie lädt ein“ hieß es am dem Wochenende des 20. und 21. Augusts. Die Medien berichten, wenn überhaupt, in der Manier der üblichen Hofberichterstattung. Bilder von neugierigen Besuchern dicht gedrängt um Bundeskanzler Scholz1 komplettieren den Eindruck, es sei doch alles in Ordnung. „Tausende Menschen“ sah T-Online am Sonnabend, die lange Schlangen vor dem Bundeskanzleramt bildeten.

Deutschlandfunk Kultur titelte: „Wie lässt sich Politik besser vermitteln?“ Schon die Überschrift suggeriert, die Politik sei in Ordnung, müsse eben nur besser an den Mann/ die Frau gebracht werden. Man lässt einen Professor Gosepath (1959) zu Wort kommen. Der findet die Selbstinszenierung der Politikerkaste „zunächst erst mal ’ne ganz tolle Einrichtung“, um wortreich fortzufahren, wie er sonst mit Kind und Kegel diesem „Event“ beiwohnte. Der honorige Berliner Professor fährt unbeirrt fort, seine Meinung kundzutun, bürgernah versteht sich, mit dem wiederholt menschelnden Lieblingsfüllsel „so’n bisschen“. Die Moderatorin findet „verschiedene Angebote spannend“. Am Beispiel des Außenministeriums erklärt der Philosoph Sinn und Zweck der Veranstaltung, den Bürgerinnen und Bürgern nahe zu bringen, „wie funktioniert eigentlich so’n Ministerium, wie werden die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger umgesetzt.“ Er fände es ganz wichtig, dass „Politik das immer erklärt.“ Am Beispiel Habeck stellt die Moderatorin darauf fest, dass durch den Krieg Politikerinnen und Politiker aktuell oft gezwungen seien, gegen die im Koalitionsvertrag festgelegten Prämissen zu handeln. Wie könne man es vermitteln, dass die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl hätten, sie lebten in einer „funktionierenden Demokratie“? Der Herr Professor holt aus zu einer Lobhudelei auf den Wirtschaftsminister, wie es in dieser Art vor über 35 Jahren Aktuelle Kamera und Neues Deutschland nicht besser gekonnt hätten, um hernach zu konstatieren, es ginge (da ist es wieder) „so’n bisschen auch um die Glaubwürdigkeit der Personen“, die wir gewählt hätten. Zum Abschluss wird der Herr Professor befragt, welche Fragen würde er dem Herrn Bundeskanzler stellen. Er wolle, so Gosepath, vom Kanzler wissen, wie dieser Deutschland in der gegenwärtigen Situation „neu strategisch ausrichten“ wolle. Und dann O-Ton: „Gibt’s da eine rote Linie jenseits des tagesaktuellen Pendelausschlags, mal hier mal da,“ und, Achtung Kritik (!), er hätte „ja schon so’n bisschen angedeutet“, die ganz große Linie sähe er nicht, im Gegensatz zu, (wieder wortreich) Habeck, den der Professor ganz offensichtlich in sein Herz geschlossen hat.2

Die Süddeutsche vermeldet „kritische Fragen“ und malt ein turbulentes Bild vom Auftritt des Finanzministers Christian Lindner. Rufe wie „Lüge“ und „Das stimmt doch nicht!“ begleiteten die Ausführungen des Ministers der „ruhig“ (wie denn sonst?) reagierte, „als eine kleine Gruppe versuchte, den Bürgerdialog zu übertönen, indem sie mehrfach laut ‚Runter mit den Preisen, Lindner vertreiben‘ rief.“3


Am Rande des von einem immensen Sicherheitsaufgebot flankierten Treibens fand am Sonntag auf dem Dorothea-Schlegel-Platz unter maßgeblicher Unterstützung derBasis Pankow eine Mahnwache „Stimmen der Opfer“ statt. Gezeigt wurde einmal mehr der Corona-Pressespiegel , eine Sammlung von authentischen Meldungen aufgereiht auf langen Leinen. Die auf der Idee der Galerie des Grauens fußende Ausstellung zeigt die andere Seite der Corona-Politik der letzten zweieinhalb Jahre. Hier kommen die Opfer der Kollateralschäden und des gigantischen Gen-Experimetes zu Wort, das anlässlich einer sogenannten Pandemie vom Merkel-Regime im Bündnis mit der Pharma-Industrie auf den Weg gebracht wurde und für Rekordumsätze bei letzteren sorgte. Die schon im Herbst 2020 von John Ioannidis als nicht gefährlicher als die Influenza4 eingeschätzte „Todesseuche“ hat seither unsere Welt auf den Kopf gestellt und die Gesellschaft tief gespalten.

Die Galerie ist ein sehr wirksames Mittel, Menschen zum Nachdenken anzuregen, nicht konforme Tatsachen und Informationen zu vermitteln, ins Gespräch zu kommen. Ähnliches zeigte sich unlängst auf dem Alexanderplatz sowie bei einer Präsentation im Mauerpark anlässlich des Friedensfestes 2.0.


Alexej, ein älterer russischer Bürger und schon äußerlich eindeutig der „Risikogruppe“ zuzurechnen, daher, wie er zugab, drei Mal gespritzt, ließ uns wissen, er müsse doch der deutschen Regierung vertrauen. Der russischen hätte er nie geglaubt, deshalb sei er hier. Das Gespräch mit einer Parteifreundin, die des Russischen mächtig, brachte ihn zum Nachdenken. Er würde sich wohl keine vierte Packung verpassen lassen, so Alexej am Ende. Wünschen wir ihm Kraft und Stehvermögen.

Ein österreichisches Paar gab ein gutes Spiegelbild des Zustandes unserer Gesellschaft. Während die junge Frau Interesse zeigte und das Gespräch suchte, stülpte sich ihr Partner demonstrativ eine FFP2-Maske über.

Dass solch eine Veranstaltung nicht nur Freunde hat, liegt in der Natur der Sache. Ein paar lange Kerls, gesund, durchtrainiert breitschultrig, so rechte young urban Nerds mit Rauschebärten, lachten ostentativ und zeigten mit den Fingern auf die angehefteten Presseberichte. „Spinner“ ließen sie Richtung der Aktivisten in der bekannten herablassenden Borniertheit vernehmen. Auf Gespräche lassen sich solche Menschen, die sich auf der „Gewinnerseite“ wähnen, erst gar nicht ein.

Natürlich gibt es auch immer wieder ungebremsten Zuspruch von Unbeteiligten, das muss erwähnt werden.

Demonstrationen, Friedensfeste, Kundgebungen dienen dem Selbstverständnis, geben den Selbstdenkern Kraft und Zusammenhalt, stärken ihre Zuversicht. Letztlich sind sie nur ein Zeichen nach außen, selten mehr. Aktionen, wie der Corona-Pressespiegel hingegen, sind ein probates Mittel, mit Otto Normalo ins Gespräch zu kommen. Erschreckend, ja beängstigend, die Unwissenheit vieler Mitmenschen, obwohl selbst in der offiziösen Presse immer wieder Teile der anderen Wahrheit durchsickern5 und sich immer mehr Wissenschaftler und Mediziner zu Wort melden, die bisher vom üblichen Schwurbel-Framing verschont blieben.6 Gerade das ist sehr wichtig angesichts der Pläne, die Lauterbach&Co für den kommenden Herbst geschmiedet haben.7 Denn es geht wieder los, wenn wir dem nichts entgegensetzen. Und dass wir bemerkt werden, sah man an ein paar Herren in Zivil mit verräterischem Knopf im Ohr, die rein zufällig auf dem Areal einen „Coffee to Go“ tranken und sich betont gleichgültig umsahen, freilich etwas weniger offensichtlich, als unsere windbejackten und Wisent-Jeans-behosten Genossen vor 1989.

(Scotti)

Anmerkungen

1 https://www.t-online.de/region/berlin/id_100042044/tag-der-offenen-tuer-der-bundesregierung-zieht-tausende-an.html

2 https://www.deutschlandfunkkultur.de/demokratie-laedt-ein-wie-laesst-sich-politik-besser-vermitteln-dlf-kultur-4cecbc51-100.html

3 https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-berlin-kritische-fragen-beim-tag-der-offenen-tuer-der-regierung-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220819-99-450919

4 https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/forscher-corona-sterblichkeit-betraegt-023-prozent-li.111917?pid=true

5 https://www.berliner-zeitung.de/news/klinik-bittet-ungeimpfte-aerzte-und-pfleger-weiterzuarbeiten-impfpflicht-li.254431

6 https://www.berliner-zeitung.de/news/covid-19-chefarzt-spricht-klartext-corona-experte-lungenfacharzt-thomas-voshaar-die-pandemie-ist-vorbei-karl-lauterbach-herbst-kliniken-impfung-li.252046

7 z.B.: https://www.berliner-zeitung.de/news/ab-oktober-dreifach-geimpfte-sollen-wie-ungeimpfte-behandelt-werden-infektionsschutzgesetz-karl-lauterbach-marco-buschmann-geboostert-corona–li.253589

Fotos: ©scottiberlin