Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenmal Treptower Park
Der 8. Mai gilt in Deutschland als „Tag der Befreiung“, zumindest, seit Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede 1985 formulierte: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“1 Im anderen Teil des Landes, dem viel geschmähten, der „Zone“, wie die DDR bis in die 60er Jahre genannt wurde, galt der Tag seit 1950 als Gedenk- und bis 1967 als Feiertag.
Anders als in anderen Jahren spielt der 8. Mai in den Medien in diesem Jahr eine größere Rolle. Nach Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bremen ist dieser Tag nun auch in Hamburg offizieller „Gedenktag“.2
Bereits im letzten Jahr hatte die Berliner Polizei das Zeigen der sowjetischen Fahne (rot mit Hammer und Sichel) verboten. Die DKP hatte dagegen geklagt und verloren.3 Auch in diesem Jahr gibt es wieder Gerangel um das Präsentieren von Sicht- und Winkelementen. Wie rbb berichtet, ist das Zeigen sowohl russischer als auch ukrainischer Symbole und Flaggen, die freilich nichts mit der Befreiung vom Hitlerfaschismus zu tun haben, per Gerichtsbeschluss erlaubt.4 Historisch korrekt wäre einzig das Zeigen sowjetischer Fahnen und sollte daher als einziges gestattet sein. Doch vor einer solchen Regelung bewahrt uns der als Putin-Bashing verkleidete, ungebrochene Anti-Kommunismus der sich halblinks gerierenden Politiker und ihrer exekutiven Machtorgane. Anachronismus: Die offiziellen Gedenkfeiern zur Befreiung finden wohl (wieder?) ohne die Befreier statt.
Der Pankower Bezirksverband dieBasis nahm den Tag zum Anlass, mit einer Kranzniederlegung den Opfern des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ ist auf den Schleifen zu lesen. Damit positionieren wir uns eindeutig gegen jede Form von Gewalt und Willkürherrschaft. Faschismus fängt mit Ausgrenzung an, wie Dr. Dieter Bonitz, Landesschatzmeister und bis vor kurzem Sprecher unseres Bezirksverbandes, in einem Interview mit der freien Journalistin Annie Höhne klar stellte.5 Gerade die Erlebnisse der jüngsten Vergangenheit, die Diffamierungen sogenannter „Andersdenkender“, die schweren Eingriffe in Grundrechte, die Machtzusammenballung in grundgesetzfremden Regierungsstrukturen, wie der „Ministerpräsidentenkonferenz“, sind bedenkliche Anzeichen, dass die Gefahren totalitärer Herrschaftsverhältnisse stets gegeben sind.
Der Platz des Ehrenmals im Treptower Park war von Polizei dominiert. An einer Seite hatten sich Menschen versammelt, die pro-ukrainisch mit Reden und gelb-blauen Fahnen auf sich aufmerksam machten.
„Den Opfern das Faschismus“ war da zu lesen. Ob damit auch die Opfer eines Stepan Bandera oder die nach dem Putsch 2014 getöteten tausenden Zivilisten im Donbass gemeint sind, blieb unklar.
An anderer Stelle hatten sich griechische und türkische Kommunisten versammelt, denen das Zeigen von parteieigenen Fahnen durch die Polizei verboten wurde. Den Ordnungskräften missfiel das Hammer-und-Sichel-Emblem auf rotem Grund. Nach heftigem Wortwechsel und einem angedrohten Platzverweis lenkten die Aktivisten ein.
Nachdem dieBasis-Mitglieder den Kranz über das Areal getragen hatten, versammelten sie sich zu einer Gedenkminute im Inneraum des Mahnmals vom unbekannten Soldaten. Anschließend wurde das Gebinde zu dessen Füßen niedergelegt.
Der 8. Mai wird noch lange ein problematischer Gedenktag bleiben. Viele Deutsche lehnen inzwischen eine „Kollektivschuld“ ab, fühlen sich nicht mehr verantwortlich für die Verbrechen ihrer Groß- und Urgroßväter. Die Beschimpfungen seitens der radikalen Linken, die unisono vorgetragenen Diffamierungen kritischer Bürger, Künstler, Journalisten, Wissenschaftler durch Presse und Politiker als rechtsextrem, Reichsbürger, Nazis oder gar Antisemiten tragen überdies zu einer Verharmlosung der schrecklichen historischen Ereignisse bei und bereiten den Nährboden für neues Unrecht, Krieg und totalitäre Herrschaft. Dagegen gilt es anzugehen – immer!
(Scotti)
Anmerkungen:
1 https://www.tagesschau.de/inland/rede-vonweizsaecker-wortlaut-101.html
2 https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburg-erinnert-an-Ende-des-Zweiten-Weltkriegs,gedenktag170.html
3 https://www.unsere-zeit.de/dkp-klagt-weiter-gegen-fahnenverbot-am-8-mai-169164/
4 https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/05/ovg-verbot-russische-fahnen-gedenktage-berlin.html
5 https://www.youtube.com/watch?v=8fYq5RtboLA
Fotos: ©scottiberlin
Es war für mich seit jeher zum Heulen, dass sich Menschen, die sich nicht kennen, gegenseitig umbringen, weil andere Menschen, die sich kennen, miteinander streiten .
Frieden schaffen wir erst, wenn wir uns nicht mehr zum Werkzeug fremder Interessen machen lassen. Frieden und Freiheit gehören zusammen.